Schreibsammelsurium
Neben journalistischen Artikeln und Texten für unterschiedliche Kunden, widme ich mich auch gern dem Kreativen Schreiben. So entstehen immer wieder neue Gedichte, Kurzgeschichten und Aphorismen. Des Weiteren arbeite ich aktuell an mehreren Buchprojekten, darunter ist ein heiterer Finnlandroman und auch eine Kinderbuchidee.
Kurzgeschichten, Gedichte und Aphorismen
Anbei eine Übersicht über einige kreative Schreibergüsse:
Navigation:
1) Kurzgeschichten
- Mein fauler Mitbewohner und ich (Eine Ode an den Schweinehund)
- In den Fängen des Angstmonsters
- Dunkle Wolken
- Die total verrückte Südseeweihnacht
2) Kindergeschichten
3) Aphorismen
4) Gedichte
(Hinweis: Die folgenden Texten dürfen ohne meine Erlaubnis von dieser Webseite weder ausgedruckt, noch kopiert oder in sonst irgendeiner Form digital (Social Media/Internet) oder auf Papier vervielfältigt werden. Das gilt für private ebenso wie für gewerbliche Zwecke, denn die Texte unterliegen meinem Urheberrecht.
1) Kurzgeschichten
Mein fauler Mitbewohner und ich (Eine Ode an den inneren Schweinehund)
Ich kann mich gar nicht mehr daran erinnern, wann er bei mir eingezogen ist. Aber es muss eine Ewigkeit her sein. Und je länger er nun bei mir wohnt, desto mehr Besitz ergreift er von unserer gemeinsamen Wohnung und meiner Aufmerksamkeit. Jeden Morgen sitzt er vor meinem Bett und erzählt mir wie schlecht er geschlafen hat, dass er keine Lust hat, heute überhaupt etwas zu tun, und dass er sich schon freut, endlich wieder schlafen zu gehen.
Wenn ich es dann doch in die Küche geschafft habe, trifft mich der Schlag: Überall türmt sich Geschirr, dabei hatte ich gestern Abend alles abgewaschen. Mit unschuldiger Mine kommt er hinter mir in die Küche getrabt und meint: „Ah sorry, ich hatte mega Kohldampf heute Nacht und dann war ich zu müde um alles aufzuräumen.“ Ich arbeite mich also durch den Geschirrberg bevor ich mir mein Frühstück zubereite.
Ich schaue auf die Uhr schon wieder halb elf! Das gibt es doch nicht! Ich hatte meinen Wecker doch auf 7 Uhr gestellt. Mit schlechtem Gewissen schaufele ich mir mein Müsli rein, während ich mir die Politik-Talkrunde von gestern Abend im Fernsehen ansehe. „Hast Du auch so gar keine Lust auf die ganze Arbeit, die da auf dem Schreibtisch auf Dich wartet?“, fragt er mich und setzt sich neben mich auf das Sofa.
Ich nicke genervt, denn jetzt plaudert er ununterbrochen, so dass ich mich überhaupt nicht auf die Sendung fokussieren kann. Am liebsten würde ich ihn anbrüllen und sagen: „Halt endlich die Klappe und verzieh Dich in Dein Zimmer!“ Doch in einer WG ist das Wohnzimmer natürlich Gemeinschaftsraum. Ich seufze…
“Was ist los? Keine Lust heute etwas voranzubringen?“, fragt er schon wieder und fügt hinzu: „Ich auch nicht. Lass uns einfach nichts tun, das muss auch mal sein.“ So langsam überkommt mich die Wut, ich schnappe mir meine Müslischale und lasse ihn verdutzt auf dem Sofa zurück, stelle das Frühstücksgeschirr in die Spüle und begebe mich unter die Dusche.
„Es ist gleich zwölf? Ich habe Hunger! Lass uns etwas zusammen kochen“, höre ich ihn nun schon wieder durch die Badezimmertür maulen. „Wärm Dir den Kram von gestern auf“, entgegne ich genervt. „Ich habe erst gefrühstückt und möchte gleich ungestört ein paar Stunden arbeiten. Geh einkaufen, wenn Du was anderes essen willst!“ Ich lausche gebannt. Er brummelt etwas von „immer muss ich alles alleine machen…“ Dann fällt die Haustür ins Schloss!
„Puh geschafft, den bin ich erstmal für eine halbe Stunde los.“ Schnell ziehe ich mich an, föhne meine Haare und begebe mich an meinen Schreibtisch im Wohnzimmer. Doch was ist das? Das gibt es doch nicht! Überall liegt nun Kram von ihm herum: Socken, seine Ukulele, ein Buch über das Faulsein….Dieser ungezogene Lümmel!
Seit er hier wohnt, versinkt die Wohnung zunehmend im Chaos. Ich muss ständig hinter ihm herräumen. Ich atme tief durch…plötzlich beschleicht mich ein Gedanke. „Kann es sein, dass es Absicht ist, damit ich einfach nicht zum Arbeiten komme?“ So ein gemeiner Kerl, denke ich verärgert. Dem werde ich’s zeigen. Ich kehre all seine Sachen zusammen, packe sie in einen großen Sack, stelle diesen vor die Wohnungstür und verriegele das Schloss.
Vorher klebe ich noch einen gelben Zettel gut sichtbar an die Wohnungstür. „Such Dir eine neue Bleibe, wo alle genauso faul sind wie Du! Das funktioniert nicht mehr mit unserer WG. Pack den Schlüssel in den Postkasten und verzieh Dich!“ Mein Herz rast vor Wut, aber auch vor Aufregung. Was wenn er einfach nicht verschwindet?
Egal, ich setze mich an meinen Schreibtisch und verschaffe mir einen Überblick über meine Arbeit. Mache mir eine To-Do-Liste für die nächsten Tage. Tatsächlich kann ich in kürzester Zeit einige Dinge erledigen. Plötzlich unterbricht ein lautes Hämmern an der Wohnungstür meinen kreativen Arbeitsflow. Ich lausche gebannt…
“Verdammt, mach auf! Du kannst mich doch nicht einfach vor die Tür setzen?“, höre ich ihn jammern. „Doch das kann ich! Du hast mich lange genug aufgehalten!“, entgegne ich schnippisch und füge hinzu: „Außerdem nervt mich Deine negative Energie, Deine Motivationslosigkeit, im Grunde geht mir Deine Faulheit auf den Sack!“ Ich merke, wie mein Herz Rast und Wut in mir aufsteigt.
Dann ist Stille. Ich halte die Luft an. Das Gehämmer an der Tür hat aufgehört. Leise schleiche ich zur Tür und lausche erneut gebannt. Als sich auch nach einer halben Stunde nichts tut, öffne ich die Tür einen kleinen Spalt breit. Niemand ist weit und breit zu sehen.
Dann fällt mein Blick auf die Fußmatte vor meiner Tür. Dort liegen der Wohnungsschlüssel und ein kleiner Zettel. „Wurde auch Zeit, dass Du mir die Stirn bietest! Viel Erfolg für die nächste Zeit! Aber glaub’ bloß nicht, dass Du mich komplett los bist. Hin und wieder darf ich doch wohl hoffentlich zu Besuch kommen…“ Ich grinse in mich hinein, schließe die Tür und begebe mich wieder an meinen Schreibtisch. Ruckzuck habe ich weitere Dinge erledigt.
Wie schön es doch ist, ohne diesen nervigen Mitbewohner. Und noch ein Tipp zum Schluss: Wählt eure Mitbewohner bedacht aus und schaut genau, wen ihr euch da ins Haus holt. Sonst geht es euch hinterher wie mir. Ich werde mir wohl vorerst keinen neuen Mitbewohner in die Wohnung holen. Allein bin ich viel produktiver und auch entspannter!
(c) Inken Paletta, 31. Januar 2022
In den Fängen des Angstmonsters
„Beep, Beep, Beep“…Im Sekundentakt erreichen mich Nachrichten über die Social Media Kanäle… ich scrolle…”Bad News”… und wische…”Noch mehr Bad News“….und switche “EILMELDUNG: BAD NEWS!!!”… überall BAD NEWS!!
Meine Finger zittern, ich beginne zu schwitzen, meine Gedanken fahren Achterbahn. Von Synapse zu Synapse frisst sich ein Gefühl der Angst wie ein gigantisches Myzel durch mein Gehirn. Ich switche von einer App zur nächsten von Facebook zu Instagram und dann zu Twitter, hinüber zu Whatsapp und wieder zurück zu Facebook…
Noch immer keimt in mir die Hoffnung auf eine klitzekleine positive Neuigkeit, die mich ablenken, mich fröhlich stimmen könnte. Doch vergebens…
Auf der Suche nach dem einzig wahren Wurmloch, dem Exit aus diesem negativen Paralleluniversum, gerate ich immer weiter in die Fänge des Algorithmus. Ich spüre, wie das Angstmonster seine Klauen nach mir ausstreckt, es Besitz von mir ergreift, wie es versucht jedes noch so kleine Atom meines Körpers zu durchdringen, zu manipulieren…
Ich spüre seinen stinkenden Atem in meinem Nacken…“BAAAAAD NEWS! Blafft es mir ins Ohr!“
Beep, Beep, Beep… „NEWS konsumieren, komm schon, noch mehr BAD NEWS!“
Ich bin wie paralysiert, vollkommen gefangen in einer digitalen Welt voller negativer News, Gedanken und Gefühle…
Plötzlich durchbricht ein unerwartetes Geräusch mein Gedankenkarussell: “Tütütü – Akku leer” meckert mein Smartphone…
“Was für ein Mist”, denke ich noch… dann ist es mucksmäuschenstill… das Angstmonster ist verstummt…
Nichts als gähnende Stille um mich herum… Ich tippe hektisch auf meinem Touchscreen herum, doch das Smartphone bleibt dunkel….
So dunkel, wie die Welt, die mich noch vor einer Sekunde vollkommen umgab…
Doch jetzt: „NICHTS!“… ich lausche bedacht, spüre in mich hinein: Die schwarze Wolke in meinem Kopf lichtet sich, mein Herz schlägt ruhiger, ich atme wieder tief und gleichmäßig.
Dann fällt mein Blick auf das Ladekabel auf dem Schreibtisch…
„Schnell einstöpseln und Akku aufladen!“, schießt es mir wie elektrisierend durch den Kopf…ich könnte ja etwas verpassen in diesem digitalen Paralleluniversum… Panik macht sich breit….
Der Akku lädt… ungeduldig schaue ich auf den schwarzen Bildschirm und warte auf ein Lebenszeichen des Angstmonsters…
Dann endlich: „Beep, Beep, Beep!“ Im Sekundentakt erreichen mich neue Hiobsbotschaften über die Social Media Kanäle… ich scrolle… und wische… und switche… überall BAD NEWS!!
Es gibt kein Entrinnen…
(c) Inken Paletta, 29. September 2022)
Dunkle Wolken
Draußen heulte der Wind. Es donnerte und blitzte. Regentropfen hämmerten unermüdlich auf das Autodach seines silbernen BMWs. Gerade noch rechtzeitig hatte Jens die Autobahnraststätte an der A3 erreicht, bevor das Unwetter losging. Ans Weiterfahren war nicht zu denken und auch nicht ans Aussteigen. Jens starrte auf die vollkommen vom Sturzregen überflutete Frontscheibe.
Selbst der Scheibenwischer wurde den Wassermassen nicht Herr. Genauso erging es Jens, wenn er an sein Leben dachte. Seinen Alltag bekam er in der letzten Zeit nur noch mit Mühe in den Griff. Überforderung hatte sich um ihn herum breit gemacht. Jens hatte das Gefühl, im Wettlauf mit der Zeit zu stehen. Er fühlte sich wie ein Hamster im Rad. Hatte er eine Aufgabe erledigt, kam schon wieder eine neue hinzu. Der Berg an To-Dos auf der Arbeit wurde einfach nicht weniger. Selbst Freizeitaktivitäten und das Treffen mit Freunden stressten ihn zunehmend. Und dann war da diese bleierne Müdigkeit. Am liebsten wäre er heute Morgen gar nicht erst aufgestanden. So ging es ihm bereits seit Wochen. Tag für Tag quälte er sich durch den Arbeitsalltag.
Heute stand ein wichtiger Termin mit einem Kunden auf dem Programm, danach eine Baustellenbesichtigung in der Kreisstadt und im Anschluss eine Vorstandssitzung seiner Firma. Als Mitglied der Geschäftsleitung konnte er dort keinesfalls fehlen. Und dann war er gegen Abend außerdem mit einem Freund zum Fußball gucken verabredet. Davor hatte er seiner Frau versprochen noch mit ihr und den beiden Kindern zu Abend zu essen.
Jens fühlte sich an vielen Tagen mittlerweile wie ein Roboter: ferngesteuert und vollkommen emotionslos. Sein Lachen hatte er bereits vor Monaten verloren. Er war schnell gereizt und oft nervte ihn bereits die Fliege an der Wand, weshalb er in der letzten Zeit des Öfteren Streit mit seiner Frau oder auch den Kindern hatte.
Aber besonders bedrückte ihn, dass er sich selbst in diesem Hamsterrad des Lebens verloren hatte.
Der Regen hatte längst aufgehört, mittlerweile schien sogar wieder die Sonne. Doch die dunklen Wollen in seinem Kopf waren noch da und mittlerweile größer denn je.
Noch immer starte Jens auf die Frontscheibe. Er fühlte sich nicht im Stande weiterzufahren. Ans Aussteigen war ebenso nicht zu denken. Er konnte sich einfach nicht bewegen. Sein Kopf fühlte sich leer an.
Die Wettervorhersage seines I-Phones zeigte für den weiteren, heutigen Tagesverlauf schönstes Frühlingswetter an. Draußen waren es nun herrliche 20 Grad. Doch Jens fröstelte, seine Finger zitterten und er hatte das Gefühl nicht richtig Luft zu kriegen.
Dann klingelte sein Mobiltelefon. Doch Jens saß einfach da und starte auf die Frontscheibe. Zwei Stunden später saß er immer noch wie erstarrt im Auto und starrte auf die Frontscheibe….
(c) Inken Paletta, 03. November 2022
Die total verrückte Südseeweihnacht
Theo hatte dieses Jahr überhaupt keine Lust auf Weihnachten gehabt. Und so hatte er einfach seinen Koffer gepackt und war Hals über Kopf über die Weihnachtsfeiertage in die Karibik geflogen. Nun saß er hier unter Palmen in seinem Liegestuhl mit einem fruchtigen Cocktail in der Hand und schaute aufs türkisblaue Meer hinaus. Ein zufriedenes Seufzen entwich seinem Mund. Er schloss die Augen.
Als er sie wieder auf machte, traute er seinen Augen nicht. Neben ihm hatte es sich eine Gestalt im roten Weihnachtsmannkostüm und Zipfelmütze gemütlich gemacht. „Ho, ho, ho!“, frohe Weihnachten grüßte ihn sein Liegestuhlnachbar. Theo rieb sich verwirrt die Augen. Träumte er oder stand da weiter hinten an der großen Palme tatsächlich ein Schlitten mit drei Rentieren?
„Puh, so ein kleines Päuschen tut echt gut, bei all dem Weihnachtsstress“, meinte der Weißbärtige und prostete ihm fröhlich zu. Noch immer traute Theo seinen Augen nicht. Das konnte unmöglich real sein. Er war sicher eingeschlafen und träumte. „Was machen sie hier an Weihnachten in der Südsee?“, wollte nun sein Liegestuhlnachbar wissen.
„Na Urlaub, was sonst?“, antwortete Theo. „Zu dieser Jahreszeit und ganz allein?“, fragte sein Gegenüber weiter. „Bin froh diesem ganzen Weihnachtstrubel entfliehen zu können. Ich hasse Weihnachten!“, erklärte Theo. „Verstehe ich nicht“, meinte der Weißbärtige und fügte hinzu: „Du hast doch an Weihnachten frei, im Gegensatz zu mir.“
„Wieso, was haben Sie denn groß zu tun, bis auf den Weihnachtsmann zu spielen. Das ist doch sicher äußerst lustig und unterhaltsam“, antwortete Theo und grinste sein Gegenüber erwartungsvoll an. „Lustig und unterhaltsam?“, sein Liegestuhlnachbar erhob sich verärgert und zog eine Grimasse….
(c) Inken Paletta, 11. Dezember 2023
2) Kindergeschichten (Geschichte aus Zufallswörtern)
Ein kleiner Elch aus Finnland zu Besuch in Japan
* Die dick markierten Wörter wurden vom Zufallswortgenerator vorgegeben.
Die Frühlingssonne schien durch das kleine Fenster und kitzelte Pikku Hirvi Janne-Oskari wie eine Pfauenfeder an seiner kleinen Elch-Nase. „Hatschi!“ Langsam öffnete der kleine Elch die Augen, blinzelte ein paar Mal ganz verschlafen ums sich, und rieb sich das letzte Sandkorn aus dem Augenwinkel, welches das Sandmännchen am Abend zuvor verstreut hatte. „Nice“, dachte der kleine Elch, als sein Blick auf die vielen rosafarbenen Kamelienblüten fiel, die vor seinem Fenster der kleinen Pension um die Wette leuchteten. Die Landschaft aus grünen Hügeln, die sich dahinter erstreckte schien schier endlos zu sein. In der Ferne erhob sich ein gigantisches Gebirgsmassiv. „Was für ein Kaventsmann“, dachte der kleine Elch beim Anblick des hohen Berges beeindruckt. Die schneebedeckte Spitze leuchtete im Sonnenlicht wie ein weißer Zuckerhut und erinnerte den kleinen Elch an die eisigkalten Winter mit viel Schnee in seiner Elch-Heimat Finnland, im hohen Norden Europas. Ach wie er die langen Schneeschuhwanderungen des Nachts unter dem Nordlicht liebte. Heimweh machte sich breit.
„Jetzt nicht nostalgisch werden“, ermahnte sich der kleine Elch. Immerhin war es seine eigene Idee gewesen, die nächste Zeit in einem ihm fremden Land zu verbringen. Er wollte die Welt kennenlernen, Abenteuer erleben und natürlich viele neue Freunde in der ganzen Welt finden. Nicht, dass er seine Familie und seine Freunde daheim nicht vermisste, er war immerhin ein sehr beziehungsfähiger kleiner Elch. Aber er fand es eben auch ziemlich spannend neue Kulturen kennenzulernen. Und das ging tatsächlich am besten, indem er eine Zeit lang vor Ort verbrachte und Kontakt zu den einheimischen Tieren knüpfte. Dieses Bedürfnis war weder egoistisch noch arglistig, aber es brachte für den kleinen Elch eben auch einen enormen Alltagswandel mit sich. Er musste sich zum Beispiel erst an die Bräuche, Sitten und Speisen hier in Japan gewöhnen und natürlich an die fremde Sprache, die so ganz anders klang als das Finnische, mit seinen vielen Doppel-Vokalen und Konsonanten. Aber er würde sich da sprachlich schon irgendwie entlanghangeln, auch wenn die vielen neuen, japanischen Wörter für ihn derzeit noch ein großer Buchstaben- und Kabelsalat waren. Vor allem weil japanische Wörter aus vielen aneinander gereihten Schriftzeichen bestanden. Doch mit der Zeit würde sich auch dieses Sprachrätsel lösen. Zum Glück sprachen seine neuen Freunde, die Japanmakaken wie er gut Englisch.
Heute war er mit ihnen zu einem gemeinsamen Ausflug verabredet. Sasuke der Vorsitzende des Makaken-Clans hatte ihn gestern dazu eingeladen und wollte ihm die Landschaft zeigen. Darauf freut sich Janne-Oskari schon sehr, doch zunächst musste er sein knurrendes Bäuchlein füllen. Was hatte er doch für einen Bärenhunger! Im kleinen Imbiss um die Ecke gab es ganz unterschiedliche Speisen, manche rochen wie Tiroler Schlutzkrapfen, andere wie Wurstwasser. „Mhm…Saunamakkara“, dachte der kleine Elch und rieb sich bei dem Gedanken an sein Leibgericht, die Saunabratwurst, den kleinen Elchbauch. Er war tatsächlich einer der wenigen Elche in seiner Elchfamilie, die Wurst mochten, die anderen Elche waren strikte Vegetarier. Doch leider stand Saunamakkara hier heute nicht auf der Speisekarte. Dafür gab es zu jeder japanischen Spezialität auf der Speisekarte für Touristen ein erklärendes Bild daneben. „Wie praktisch“, dachte der kleine Elch und entschied sich für eine pikante Nudelsuppe mit Gemüse, die tatsächlich äußerst lecker schmeckte. Allerdings machte sich gleich beim ersten Schlürf eine leicht feurige Note auf seiner kleinen Elchzunge breit. Bislang war der kleine Elch nur naturnahe, wenig gewürzte und schlichte Speisen wie Steckrübenauflauf oder Flammlachs auf Roggenbrot gewohnt. Doch es war natürlich immer spannend andere Gerichte zu probieren.
„Kon’nichiwa Janne-Oskari“, hörte er plötzlich eine Stimme hinter sich. „Moikka Sasuke“, freut sich der kleine Elch, als er seinen neuen Freund, der hier offensichtlich der Chefkoch war, entdeckte, und dessen Kopf durch den Spalt der Küchentür lugte. „Ich habe gleich Schichtende, dann starten wir unsere Sightseeing-Tour. Vergiss Deinen Fotoapparat und ein Fernglas nicht und zieh gutes Schuhwerk an! Wir werden auch auf den Berg hinaufwandern, von oben hast Du eine tolle Aussicht auf das ganze Tal mit den leuchtenden Kamelienbäumen!“ „Ohje“, erwiderte der kleine Elch und schaut auf seine bequemen, aber für solch eine Wanderung ungeeigneten, Sommersandalen. “Ich habe gar keine Wanderschuhe dabei!“ „Kein Problem, welche Schuhgröße hast Du?“, wollte Sasuke wissen. „Meine Füßchen sind so klein wie Kinderfüße. Ich bräuchte 13 oder 13,5“, erklärte der kleine Elch. „Kein Problem, wir haben genügend kleine Makaken bei uns im Rudel, da wird Dir sicher jemand ein paar Wanderschuhe leihen können. Ich horche mich um. Also bis gleich! Die anderen freuen sich schon, dich kennenzulernen“, erwiderte Sasuke und verschwand wieder in der kleinen Küche.
Janne-Oskari schlürfte in Ruhe die restliche Suppe und schaut dabei hinaus zum Fenster. Dort hatten sich schon ein paar Makaken eingefunden, um ihren neuen Freund aus Europa willkommen zu heißen und winkten ihm bereits freudig durch die Fensterscheibe. „Ich glaube die Zeit hier in Japan wird richtig toll werden“, dachte der kleine Elch und machte sich auf den Weg vor das Kiosk um seine neuen Freunde zu begrüßen.
(c) Inken Paletta, 24. Mai 2022
3) Aphorismen
Lovely Memories
Time goes by, but lovely memories stay alive as long as you give them space to touch your heart forever.
Ihania Muistoja (finnische Version)
Aika kuluu, mutta ihanat muistot pysyvät hengissä niin kauan kuin annat heille tilaa koskettaa sydäntäsi ikuisesti.
(c) Inken Paletta, 09. September 2021
4) Gedichte
Sehnsuchtsort Finnland
Umgeben von Birken und Kiefern
unter der Mitternachtssonne
steht ein Häuschen am See.
Blau- und Moltebeeren wohin das Auge reicht.
Eine dampfende Sauna ruft:
„Zeit zu entspannen!“
(c) Inken Paletta, 23. Mai 2023